Thomas Frhr. v. Fritsch (*1700)
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Lebenslauf Thomas Frhr. v. Fritsch
Sein berufliches Leben ist gekennzeichnet durch einen steilen Aufstieg, der ihn in völlige Gegnerschaft zum Grafen Brühl brachte. Dieser war seit 1733 der leitende Staatsmann in Kursachsen und Polen, seit 1746 auch offiziell Premierminister. Seine Großmachtambitionen stürzten Sachsen in die Katastrophe des Siebenjährigen Krieges. Der Alte Thomas war zweimal aus dem kursächsischen Staatsdienst ausgeschieden und verbrachte die Jahre seit 1746 im Wesentlichen als Privatmann. Es muß für ihn, bei aller Betroffenheit über die Katastrophe Sachsens, eine Genugtuung gewesen sein, als Nachfolger Brühls nach dessen Sturz 1763 den Wiederaufbau des Landes und die große Staatsreform durchführen zu können. Der Alte Thomas starb noch in voller Tätigkeit. Sein Grab war auf dem Alten Johannisfriedhof in Dresden, der 1858 aufgelassen wurde.
Über seine Auffassung gibt ein Ausspruch Zeugnis, der auf der Festung Königstein in den letzten Jahren angebracht war: "Eines Kurfürsten von Sachsen Interesse erfordert es, dass er gute Haushaltung einführt und die Untertanen nicht plagen läßt." Der kursächsische Minister Thomas von Fritsch 1765.
Entgegen anderer Meinung ist ausdrücklich festzustellen, daß er das einzige Kind seiner Eltern war. Diesem Einzigen ermöglichte der Vater eine unfassende Ausbildung, die Grundlage für sein Lebenswerk bildete. Dazu gehört, dass sein Doktorvater Johann Jacob M A S C O V (1689-1761) war. Dieser Professor der Universität Leipzig ist der erste Historiker, der seine Werke ausschließlich auf eigenes Quellenstudium stützt und die bis dahin weitverbreiteten und immer wieder abgeschriebenen Histörchen ablehnt. Besonders für die Reichsgeschichte wurde Mascov sachbegründend. Die Doktorarbeit bei diesem Manne nach dessen Grundsätzen gehört zum Charakter und dem Berufsweg seines Schülers.
Die erzwungene Freiheit vom Beruf ermöglichte ein reiches, geistig bedingtes Leben. Nach dem Anfall der Buchhandlung hatte er diese durch den Onkel Caspar Fritsch führen lassen. Der Ertrag der Buchhandlung und der Erlös aus dem Verkauf ermöglichten den Aufbau eines Vermögens, das in Gestalt von vier Rittergütern außer Anderem an seine Söhne übergeht. Durch fremde Besatzungen und Kontributionen, durch Kriegsereignisse erlitt er 1745 und 1756-1763 schweren Schaden.
Das Archiv, das er vom Vorbesitzer 1732 erhalten hatte, wurde von ihm und seinen Erben gepflegt, bis es nach 1945 in das Hauptstaatsarchiv nach Dresden überführt wurde. Anton Graff, ein entfernter Vetter, hat ihn sechsmal gemalt, sodaß wir außer anderen zeitgenössischen Gemälden einen hervorragenden Eindruck von ihm haben. Im Genealogischen Handbuch des Adels (Band 102, Freiherren XVI, C.A.Stark: Limburg 1992), ist er als Titelbild zu sehen. Eine literarische Gestaltung erfuhr er in dem Drama von Hans Rehberg "Der Siebenjährige Krieg" (S.Fischer Verlag, Berlin: 1937), charakterlich gut, jedoch als österreichischer Unterhändler dargestellt.
Schloß Seerhausen hat er aus einer Wasserburg in einen Wohnsitz verwandelt, die Wirtschaftsgebäude bereits 1729 und weiter 1744 aufbauen lassen. Die Steintransporte kamen dazu aus der Elbe aus Böhmen. Auch das abgebrannte Mautitz und das in Dresden zerstörte Haus wurden neu errichtet.
Die Tabakdose, die er von Friedrich dem Großen erhielt, gab er seiner Tochter Caroline mit. Sie war bis 1945 in Bornitz bei Riesa im Schönbergschen Besitz. Der - voraussichtlich - letzte Brief eigner Hand vom 27. Juni 1775 an Herrn v. Ponickau ist als Geschenk Dr. Adalbert Brauers in den Unterlagen.
"Servare modum" ( Mit Maßen dienen ) steht auf seinem erhaltenem Handsiegelstempel, auf dem ein Löwe den Schild hält. Gestaltend wie im Beruf war er in der Familie. Den Söhnen, besonders Jacob Friedrich in Weimar, war er auf deren Fragen, ein guter Berater. Sein Testament, setzt er auf vier Generationen "weil die Welt sich ändert". Seine Worte gelten:
"Meine Kinder werden sich allemalst gegeneinander bezeugen, daß man an ihnen eine meiner, ohn Ruhm zu melden, würdige Posterität erkenne; die männlichen besonders ermahne, den ihnen vergönnten Vortheil zu Gottes Ehre und ihrer Nächsten Vortheil anzuwenden und einander mit Rath und That beizustehen."
Weitere Publikationen
Der "Alte Thomas" wie er in der Familie seit jeher benannt wurde und wird, ist immer wieder Gegenstand publizistischer und wissenschaflicher Erwähnung in der Darstellung seiner Zeit und bei der nachhaltigen Wirkung seiner Tätigkeit in der sächsischen Geschichte. Als bedeutendste wissenschaftliche Arbeiten sind zu erwähnen:
- "Ein sächsischer Staatsmann des achtzehnten Jahrhunderts; Thomas Freiherr v.Fritsch" von Carl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay in Karl von Weber (Hrsg.): Archiv für sächsische Geschichte (Band 9), Dresden 1871, S. 251-325. Dies Werk ist die beste Biographie, auch wenn die erst später erschlossenen Archivalien zur Geschichte des kursächsischen Retablissements kaum verarbeitet sind.
- Dies erfolgte in "Die Staatsreform in Kursachsen 1762-1763" von Horst Schlechte. Rütten & Loening: Berlin 1958. Hierzu dienten die Archivalien des Herrschaftsarchivs Seerhausen, die sich im Sächsischen Hauptstaatsarchiv befinden.
- Dazu gehört die Vorarbeit von Horst Schlechte "Zur Vorgeschichte des "Retablissements" in Kursachsen" in Forschungen aus mitteldeutschen Archiven, Rütten & Loening: Berlin 1953.
- Von Carl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay, Leipzig S.Hirzel (1871) stammt weiter: "Der Hubertusburger Friede" nach archivalischen Quellen; eine für den inneren Ablauf der Ereignisse, die Berichte der am Friedensschluß Beteiligten, nahezu vollständige Abhandlung.
- Dazu gehört: "Friedrich der Große und der sächsische Geheimrat v. Fritsch" Woldemar Lippert in: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde (Band XXI), 1900.
- Allgemeine deutsche Biographie, Band VIII, S.110-116.
- G.G.Heres, "Dresdner Kunstsammlungen im 18.Jahrhundert", Leipzig 1991, Seite 134.
- Eine zusammenfassende Übersicht unter Verwendung aller bis dahin erschienen Veröffentlichungen und der archivalischen Bearbeitung ist: "Thomas von Fritsch (1200-1775)" von Karlheinz Blaschke in Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft e.V. (Hrsg.): Persönlichkeiten der Verwaltung: Biographien zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1648-1945. W.Kohlhammer: Stuttgart - Berlin - Köln 1991.
Die Adelsbriefe sind in Dresden im Sächsischen Hauptstaatsarchiv erhalten. Schrifttums-Verzeichnisse und Quellenzitate sind reichlich in den genannten Werken vorhanden.